Fachbeiträge

Fachtexte zu «ADHS» von unseren Kuratoriumsmitgliedern

Psychodynamische Behandlungen der ADHS

Geschrieben von Hopf, Hans.

Vortrag am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf vom 21.10. 2021

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren!

Ich will zu Beginn meines Vortrags aus einem Lehrbuch zitieren:

(Folie); Jeder Lehrer klagt über die nicht zu bändigende Wildheit und motorische Unruhe der prozentual stark hervortretenden sogenannten ‚Störer’. Die Hoffnung, dass man mit einfachen, billigen, leicht zu handhabenden Maßnahmen diese so störend unruhigen Kinder zur Ruhe bringen möchte, wird immer wieder ausgesprochen. Dass diese Hoffnung kaum verwirklicht werden kann, leuchtet von selber ein, wenn man nur einen kurzen Augenblick der Bemühung darauf verwendet, die Kinderschicksale solcher ‚Störer’ wirklich zu überdenken“ (S. 279).

Man könnte meinen, dies seien die heutigen Klagen eines Lehrerverbandes, aber dieser Text wurde zum ersten Mal 1954 veröffentlicht und stammt aus dem Buch Psychogene Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen von Annemarie Dührssen (9. Aufl. 1972).

(Folie: Der Text wird wie folgt eingeleitet): Der vergangene Krieg hat mit der jetzigen Kindergeneration ein Riesenexperiment gestartet. Wohl selten sind die Entwicklungsbedingungen der Kinder so unruhig und ungeordnet gewesen, wie in den vergangenen zehn oder gar fünfzehn Jahren. Ausbombung, Evakuierung, Dienstverpflichtung der Mütter, Flüchtlingselend im Treck, langjährige Wohnungsnot ist nur den wenigsten Kindern erspart geblieben. Die Quittung auf dieses Unglück ist nicht ausgeblieben.

Die von Dührssen erwähnten unruhigen Kinder mit den bewegenden Schicksalen sind die während des Zweiten Weltkriegs und danach geborenen Kinder. Eine auffällige Zahl von bewegungsunruhigen Kindern gab es also schon zu anderen Zeiten: Die so genannte „Langeoog-Untersuchung“ ist wohl die wichtigste und zugleich eine exemplarische Beschreibung von traumatisierten Kriegskindern des Zweiten Weltkriegs. In den Jahren ab 1947 waren 50 000 Schüler der Geburtsjahrgänge 1927 bis 1941 im Lebensalter zwischen 6 und 20 Jahren untersucht worden.(Folie): Festgestellt wurden damals „nervöse Störungen“, übergroße Schreckhaftigkeit, motorische Unruhe, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Schlaf- und Sprachstörungen (Radebold, 2005, S.47), Symptome, welche dem heute so häufig diagnostizierten ADHS außerordentlich geähnelt haben, vor dem Hintergrund von Trennungstraumata und Vaterlosigkeit.Diese Untersuchung weist zudem auf einen eklatanten Zusammenhang zwischen ADHS, der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sowie von Bindungsstörungen hin: Van der Kolk et al. (2007) haben festgestellt, dass die ADHS einen hohen Grad von Komorbidität mit der PTBS aufweist. Gemäß einer empirischen Untersuchung von Stevens und anderen sind Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität auch häufige klinische Anzeichen von Kindern, die ihre frühen Lebensjahre in Heimen verbracht haben (Stevens et al.). Ich bin übrigens eines jener Kriegskinder, war bis zu meinem 11. Lebensjahr auf der Flucht oder in Lagern und erinnere die damalige überbordende Unruhe der Kinder noch sehr genau. Wenn es dieses Störungsbild schon früher gegeben hat, bedeutet das allerdings keineswegs, dass ADHS ausschließlich organische Ursachen hat, sondern beweist gerade das Gegenteil. Auf dem Bild ist übrigens das Flüchtlingslager, in dem ich fast 6 Jahre gelebt habe.

Seit den neunziger Jahren hat die Diagnose ADHS lawinenartig zugenommen, die Verordnung von Methylphenidat in gleicher Weise. Waren es 1991 noch etwa 1500 Kinder mit dieser Diagnose, so waren es im Jahr 2011 in Deutschland bereits 757 000 Kinder und Jugendliche, (Folie- Bild) 558 000 davon sind Jungen, dies sind etwa 75 % (Grobe et al., BARMER_GEK-Arzt-Report, 2013).

So stellt sich eine erste Frage. Wenn dieses Störungsbild vererbt wird und ausschließlich physiologisch bedingt ist, wie konnte es zu dieser epidemischen Zunahme an Diagnosen kommen? Geantwortet wird zumeist, weil ADHS heutzutage immer besser diagnostiziert wird. Da muss ich mir als Kinderpsychoanalytiker die Frage stellen, ob ich innerhalb von sechsundvierzig Jahren Tätigkeit Bewegungsunruhe, Aufmerksamkeitsstörungen und Affektdurchbrüche übersehen habe. Diese Erklärung ist darum so grotesk, weil gerade das Gegenteil richtig ist: ADHS wird nur selten exakt diagnostiziert, denn dann müssten es auch heute noch so viele Diagnosen sein wie zu allen Zeiten. Der Grund für die wundersame Vermehrung ist ein anderer. Störungen des Sozialverhaltens und ADHS sind dadurch gekennzeichnet, dass sie teilweise ineinander übergehen und kaum eindeutig diagnostiziert werden. Dies führte irgendwann dazu, dass alle Störungen des Sozialverhaltens als ADHS diagnostiziert wurden, ich denke auch, weil dann eine Pharmakotherapie durchgeführt werden kann. Die meisten Fachleute gehen mittlerweile bei so genannten ADHS-Diagnosen von etwa 80 – 90 % sozialen Störungen aus, lediglich bei den restlichen 10 – 20 % könnte von ADHS, gelegentlich mit prä- und perinatalen Schädigungen, gesprochen werden. Als Psychotherapiegutachter konnte ich beobachten, dass mittlerweile beginnende Schulprobleme, mäßig gesteigerte Bewegungsunruhe, auch leicht aggressives Verhalten eines Kindes sofort medikamentös behandelt werden, oft ohne ausreichende psychologische Diagnostik. Der Eindruck entsteht, dass Kinder gelegentlich konzentrierter, leistungsstärker – vor allem aber diszipliniert werden sollen.

Um die medizinische Diagnose ADHS hat sich ein geschlossenes System etabliert. So gut wie alle Kinder mit sozialen Auffälligkeiten, mit jedweden Formen von Konzentrationsstörungen, bekommen heutzutage Medikation.

Kinder- und Jugendpsychiater sind dankbar, dass Ihnen für alle sozialen Störungen ein vermeintlich ‚hilfreiches‘ Medikament zur Verfügung steht, das schnelle Hilfen verspricht.

Eltern fühlen sich entlastet. ADHS ist gemäß der offiziellen Kinder- und Jugendpsychiatrie eine angeborene Transmitterstörung. Folglich haben die Symptome auch nichts mit ihnen und ihren Beziehungen zu tun. Wer an ihre Verantwortung appelliert, weist ihnen – angeblich – Schuld zu. Fast immer beginnt eine psychoanalytische Therapie mit dem mühevollen Unterfangen, Eltern darüber aufzuklären, dass Konzentrationsprobleme und Bewegungsunruhe zu allererst pädagogischen und psychologischen Bereichen zuzuordnen sind.

In Kitas, Kindergärten und Schulen bekommen Kinder von ihren Erzieherinnen, Lehrerinnen und Lehrern oft schon nach kurzer Beobachtung ihres Verhaltens die Diagnose ADHS, obwohl die dazu notwendigen Kenntnisse fehlen, und sie das gar nicht dürften. Doch Lehrerinnen und Lehrer üben nicht selten Druck auf Eltern aus, ihren Kindern eine Medikation zu verabreichen, damit sie im Unterricht angepasste Kinder haben.

In der Medizin, inzwischen aber auch in der gesamten Öffentlichkeit, wird davon ausgegangen, dass ADHS ein ausschließlich genetisches Schicksal ist. Doch wird diese wissenschaftliche Ungeheuerlichkeit nur noch selten als eine solche erkannt.

Innerhalb der Psychoanalyse werden Leib und Seele als Ganzheit, als eine Wechselwirkung zwischen seelischen, psychosozialen und körperlichen Prozessen betrachtet. Seit Sigmund Freud Konversionen bei der Entstehung von Hysterien beschrieben hat, haben wir uns auf Terrains begeben, wo sich die Grenzen zwischen Körperlichem und Psychischem auflösen. Diese Grenzüberschreitungen können auch beunruhigen und Abwehrprozesse initiieren.

Bei der Diagnose ADHS wurde von der offiziellen Psychiatrie von Anfang an eine strikte Trennung von Leib und Seele festgestellt. Beide Bereiche stehen einander unverbunden gegenüber. Diese Spaltung wird von der Medizin eisern verteidigt. Starr, gelegentlich kämpferisch, wird an einer ausschließlich biologischen Verursachung festgehalten, Medikation als zentrale Therapie betrachtet.

(Folie): Ich zitiere kurz aus einer Pressemitteilung des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie vom 23.2.2012: „ADHS ist eine Krankheit, keine gesellschaftliche Fehlentwicklung. … Leider hat das Bemühen, fundierte Diagnostik einzufordern, offensichtlich dazu geführt, ADHS als Krankheit insgesamt in Frage zu stellen und damit die Betroffenen zu stigmatisieren“.

Wer psychodynamische Überlegungen anstellt, diskriminiert also kranke Menschen.

Vor diesem Hintergrund war es auch folgerichtig, dass die Bundesärztekammer zur Behandlung der ADHS ausschließlich multimodales Vorgehen und Verhaltenstherapie empfahl. Gutachter durften keine psychodynamischen Psychotherapien empfehlen (es sei denn, der Therapeut hatte psychodynamische Zusammenhänge und Zugangswege verdeutlicht).

Können psychodynamische Therapien also überhaupt durchgeführt werden?

Nach dem Hirnforscher Eric Kandel (2008) leiten sich alle geistigen Prozesse, selbst die kompliziertesten psychologischen Prozesse, von Operationen des Gehirns ab. In Gedanken, Fantasien und Beziehungen werden jedoch biologische Vorgänge wieder zu psychischem Erleben, und auch neurobiologische Niederschläge können durch Einflüsse von Pädagogik und Psychotherapie wieder verändert werden. Es besteht ein ständiges Wechselspiel zwischen Leib und Seele sowie einer störenden und fördernden Umwelt. Dieter Bürgin hat das zutreffend formuliert: „Menschen kommen mit unterschiedlichen genetischen Programmen und spezifischen psychophysiologischen, intrauterinen Erfahrungen auf die Welt. Sie sind aber nicht genetisch betonierte, sondern weltoffene Lebewesen, die ihr genetisches Potenzial im Wechselspiel und in Interaktion mit ihrer jeweiligen Umgebung aktivieren und determinieren“ (2016, S. 87).

Jörg Blech berichtete am 5.6.2021im SPIEGEL (2021): „Als Kitas, Schulen und Sportvereine während der ersten Coronawelle geschlossen wurden, als sich das Umfeld mit den bekannten Strukturen veränderte, haben viele unruhige oder unkonzentrierte Kinder eine ADHS-Diagnose bekommen. Ihr zuvor noch als normal eingestuftes Verhalten hat sich in den Bereich des psychisch Gestörten verlagert, das seither mit Medikamenten behandelt wird. Eine solche Verschiebung haben chinesische Forscher auch bei Schulkindern mit zuvor bestehendem ADHS gesehen“ (S. 109). Halten wir fest: Familie und Gesellschaft beeinflussen die Entstehung von Bewegungsunruhe. Eine offenkundig psychodynamisch entstandene Bewegungsunruhe mit affektiven Durchbrüchen wird durch eine ärztliche Diagnose zur ADHS, einer angeblichen Störung des Hirnstoffwechsels festgeschrieben.

Jungen benötigen die Motilität als Ausgleich. Bewegung mindert depressive Affekte, regelmäßiger Sport ist daher auch für das psychische Befinden wichtig, es fand jedoch kein öffentlicher Sport mehr statt. Hinzu kamen noch lange Zeitspannen vor dem Bildschirm.  Hinzu kam ein Familienleben unter verschärften Bedingungen mit vielerlei Spannungen und Auseinandersetzungen.

Werden Untersuchungsdaten aus Deutschland (Krankenkassen, Untersuchungen, Gutachterstatistiken) ausgewertet, so kann festgestellt werden: (Folie)

  • Etwa 75 % betreffen Jungen. Anna Bischoff (2019) hat ihr Buch ADHS „Die Jungenkrankheit der Moderne“ genannt und mit einem Fragezeichen versehen. Ganz sicher kann es durch ein Ausrufezeichen ersetzen kann.
  • ADHS wird umso häufiger bei Kindern diagnostiziert, je jünger deren Eltern sind.
  • Bei Kindern und Jugendlichen wird häufiger ADHS diagnostiziert, je mehr Zeit sie am Computer verbringen.

In unteren Schichten wird mehr und in höheren Schichten weniger ADHS diagnostiziert.

  • Bei Söhnen alleinerziehender Mütter, also bei fehlenden Vätern, wird häufiger ADHS diagnostiziert. Jungen mit einem zugewandten Vater zeigen eine höhere Kompetenz beim Umgang mit Triebimpulsen und Affekten als Kinder ohne Vater: Insbesondere die Fähigkeit, die eigenen Aggressionsimpulse kontrollieren und positiv zur Erreichung von Zielen einsetzen zu können, wird durch das motorisch wilde Spiel mit einem männlichen Dritten befördert. Jungen lernen über den Vater, Affekte zu organisieren und zu modulieren sowie gutartige Aggressionen für positive Ziele einzusetzen.
  • Einer Studie zufolge erhalten Kinder, die mit knapp sechs Jahren eingeschult werden, besonders häufig die Diagnose der Hyperaktivitäts- Aufmerksamkeitsstörung. Dabei fallen diese Kinder lediglich wegen ihrer Unreife auf, denn auch Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität sind altersabhängig. In einer Klasse werden jedoch alle gleich eingestuft und beurteilt, auf diese unterschiedliche Entwicklung wird im Unterricht und bei Beurteilungen keine Rücksicht genommen (Berndt, C., 2015).

Diese einfachen Feststellungen über Einflüsse von Familie und Gesellschaft sollten genügen. Kann man an einem Störungsbild festzuhalten, das angeblich nur auf Gendefekten und Schaltfehlern im Gehirn beruht und damit die Seele eines Kindes außen vorlässt? Der Psychotherapieforscher Volker Tschuschke weist 2018 in seinem Buch darauf hin, dass die herrschende Gesundheitsindustrie eine Entwicklung hin zu einer einseitigen biologischen Sichtweise des Menschen bewirke. Die mächtige Lobby der Arzneimittelhersteller beeinflusse über intensive Einwirkung die öffentliche Meinung und Politiker, so dass immer mehr Psychopharmaka anstelle von psychotherapeutischen Behandlungen verschrieben würden. Er betont, dass je komplexer ein Störungsbild sei, desto ungeklärter die Ursachen desselben seien, und dass über Medien überwiegend unhinterfragte Glaubenssätze in die Öffentlichkeit hineingetragen würden. Es hat also noch einen anderen Grund, psychische Ursachen zu leugnen. Wenn alle Kinder ein Störungsbild mit gleichen Ursachen zeigen, wird die Welt überschaubar und erklärbar. Niemand muss Verantwortung übernehmen, weder Ärzte noch Pädagogen oder Eltern.

Bei allen Kindern und Jugendlichen mit fachärztlich diagnostizierter ADHS ließen sich nachvollziehbare Psychodynamiken sowie erhebliche Strukturdefizite erkennen. Das zentrale Symptom ist eine gestörte Affektregulation. Ein kleines Beispiel; Ben, ein sieben Jahre alter Junge, reagiert auf alle Veränderungen, auf Stimmungen, Berührungen und Geräusche empfindlich, fast mimosenhaft. Er beantwortet sie mit heftigen Wutanfällen, haut dann um sich, spuckt und tritt und ist in dieser Verfassung für nichts mehr zugänglich. Seine Wutdurchbrüche können von einem Moment zum anderen entstehen. Manchmal sind Ursachen zu erkennen, kleine Frustrationen oder Kränkungen, zumeist jedoch nicht. Gerade noch zugewandt und kooperativ, kann es im nächsten Moment zum ungehemmten Ausbruch kommen. Ben kann keine körperliche Nähe ertragen, möchte weder umarmt noch geküsst werden. Nachts wacht er aus Albträumen auf und schreit. In letzter Zeit wirkt er müde und erschöpft. Er neigt zu Selbstanklagen und äußert auch Wünsche, nicht mehr leben zu wollen. Seine Ich-Defizite zeigen sich besonders im Bereich der Frustrationstoleranz. Er fürchtet sich einerseits von Objekten bedroht, andererseits befürchtet er ihren Verlust. Auch sein Selbstwert wird ständig labilisiert; unvermittelt überfallen ihn depressive Affekte und Schuldängste.

Es ist ein zentrales Strukturmerkmal, Spannungen in einem inneren seelischen Raum halten zu können, weil diese Befähigung über andere zentrale Fähigkeiten entscheidet:

  • über die Fähigkeit, Affekte auszuhalten, sie in Beziehungen auszuleben und nicht mit Wutdurchbrüchen zu reagieren;
  • über die Fähigkeit, entstehende Spannungen nicht über Bewegungsunruhe abzuführen;
  • über die Fähigkeit, aufmerksam zu sein und sich konzentrieren zu können, wie es den jeweiligen Anforderungen entspricht.

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich heutzutage diese Fähigkeiten bei vielen Kindern erheblich verschlechtert haben. Aus diesen drei Mängeln wurde inzwischen – wie mehrfach diskutiert – eine Störung konstruiert, die angeblich ausschließlich genetisch bedingt ist und reine hirnphysiologische Ursachen haben soll, das Störungsbild Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, kurz ADHS.

Im Folgenden will ich über den neunjährigen Jungen Luca sprechen, der im Therapiezentrum Osterhof lebt und dort therapeutisch betreut wird, um kurz einige psychodynamischen Ursachen aufzuzeigen. Hier war ich einst therapeutischer Leiter. (Folie)

Schon Lucas Eintritt in die Welt war problematisch. Die Schwangerschaft mit ihm sei beschwerlich gewesen, die Mutter habe unter körperlichen Beschwerden gelitten, Lucas Geburtsgewicht war unterdurchschnittlich. Das größte Problem war schon damals der gewalttätige Vater. Es kam zu ständigen Wutausbrüchen und Gewalttätigkeiten durch ihn: In seinen ersten Lebensjahren wurden Luca, die Mutter und sowie die ältere Schwester vom Vater misshandelt, gelegentlich auch eingesperrt. Oft mussten alle hungern.

Als Luca drei Jahre alt war, floh die Mutter mit Tochter und Sohn in ein Frauenhaus, um sich vor den Grausamkeiten des Vaters zu schützen. Seitdem lebten sie von ihm getrennt und Luca besuchte ihn an jedem zweiten Wochenende. Mittlerweile hatte die Mutter einen neuen Lebensgefährten, als Luca acht Jahre alt, kam eine gemeinsame Tochter zur Welt.

Bereits im Kindergarten war Luca wegen seiner außerordentlichen Wutdurchbrüche auffällig geworden. Mit fast acht Jahren wurde er in die erste Klasse der Grundschule eingeschult, um dort eine Grundschulförderklasse zu besuchen. Von der Schule wurde ein massiver Entwicklungsrückstand festgestellt. Der Kinderarzt diagnostizierte eine Störung des Arbeitsgedächtnisses, der Impulskontrolle sowie der Aufmerksamkeit und überwies Luca mit folgender Diagnose in ein kinderpsychiatrisches Klinikum: „Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens und emotionale Störung des Kindesalters“.

Luca wurde daraufhin in einer Tagesklinik untergebracht. Er zeigte ein oppositionell-verweigerndes Verhalten, konnte Regeln und Grenzen nicht akzeptieren und verhielt sich distanzlos und übergriffig, vor allem gegenüber Erwachsenen, dazu kamen noch Schlagen, Beißen, Spucken.

Auch in der Klinik hatte Luca täglich bis zu eineinhalb Stunden dauernde Wutanfälle, bei denen er festgehalten werden musste. Ein sofortiger Wechsel in eine vollstationäre heilpädagogische bzw. therapeutische Jugendhilfeeinrichtung mit angegliederter Schule wurde empfohlen.

(Folie) Es wurden die folgenden Diagnosen festgestellt:

  • AD(H)S (Mischtyp)
  • Verdacht auf Traumafolgestörung, reaktive Bindungsstörung bei massiven Gewalterfahrungen in der Prä- und Postnatalzeit sowie der frühen Kindheit bei psychischer Entwicklungsverzögerung.
  • Verdacht auf Zustand nach Kindesmisshandlung im Kleinkindalter, Verdacht auf unzureichende elterliche Aufsicht und Steuerung.

Vor allem hatte es an einem liebevoll strukturierenden, grenzsetzenden Vater gefehlt, mit dem sich Luca hätte auseinandersetzen und identifizieren können. Und weder im Kindergarten noch später in seiner Grundschule ist Luca Männern begegnet. Die Fallgeschichte von Luca veranschaulicht, dass ADHS auf einem Mangel der affektiven und emotionalen Selbstregulation beruht. Gleichzeitig liegen Störungen der Mentalisierungsfähigkeit und der Symbolisierungsfähigkeit vor (Bovensiepen, Hopf u. Molitor 2002, Heinemann u. Hopf 2006). Mentalisieren ist bekanntlich eine zentrale seelische Eigenschaft: Damit wird  jene Fähigkeit beschrieben, die es uns möglich macht, auf das Verhalten eines anderen Menschen - angemessen - zu reagieren. Vereinfacht ausgedrückt befähigt uns Mentalisierung dazu, anderen Menschen ein seelisches Leben zuzuschreiben und ihre Gedanken und Gefühle zu erfassen: „Es ist mir wichtig, zu wissen, was Du denkst und fühlst. Und ich versuche das für mich herauszufinden!“

(Folie) Zu Beginn der Lebensgeschichte steht nicht selten ein Scheitern des Containments; entweder wegen einer missglückten Mutter-Kind-Beziehung oder weil Traumata - etwa abrupte Beziehungsabbrüche - bereits gelungene Weiterentwicklungen zerstört haben. Im Fall des 9jährigen Luca fand beides statt.

(Folie) Gefühle werden nicht ausreichend symbolisierungsfähig, und sie werden weiterhin in Gestalt von Affektmotilität abgeführt. Die Stimulation des Körpers wird in der Fantasie zum Mutterersatz.

(Folie) Oft fällt die triangulierende, beschützende und begrenzende Funktion des Vaters aus. Der Junge bleibt in einer fatalen Beziehung mit der Mutter verklebt. Die inzestuöse Nähe sexualisiert, andererseits schürt sie auch destruktive Aggression, so dass der Junge in einer sado-masochistischen Beziehung gefangen bleibt und sich nicht von der Mutter lösen kann. Verschwindet der Vater, löst der Junge den ödipalen Konflikt scheinbar, indem er sich selbst an die Stelle des Vaters setzt.

Fluchtort Computer

Es ist erstaunlich, dass der Mainstream der Hyperaktivitätsforschung den sich rasch wandelnden kulturellen Rahmen, z. B. sich verändernde Familienstrukturen kaum zur Kenntnis nimmt. Auch nicht den massiven Einfluss von Medien auf die kindliche Entwicklung, sowie eine ‚erregte Gesellschaft‘, in der wir leben, wie sie der Philosoph Christoph Türcke eindrücklich beschrieben hat. (Folie).

Ein Merkmal der hyperkinetischen Störung ist bekannt, wird ebenfalls kaum diskutiert: Es existiert eine extreme Asymmetrie der Geschlechtsverteilung zu Gunsten der Jungen. Das steht im direkten Zusammenhang mit den philobatischen Tendenzen von Jungen, die Angstlust und Grenzsituationen suchen, sich überschätzen und Beziehungen unterschätzen. Diese Tatsache ist aber auch die Ursache für die bekannte Affinität von Jungen zu den Computerwelten. Die unruhigen Jungen zappeln in der Realität und scheitern in vielen Leistungsbereichen. In den digitalen Welten gleiten sie jedoch dahin wie der Fisch im Wasser. Damit findet ihre Unruhe einen paradiesischen Raum. In ihm sind sie, die ununterbrochen alles nur falsch machen, endlich vollkommen. Sie, die dauernd irgendwo „anecken“, haben sich freundliche Weiten geschaffen, für welche sie nicht nur die notwendige Ausrüstung besitzen und in denen sie darum elegant dahinschweben, sondern in denen sie auch omnipotent sind.  Umso schwieriger ist es, Veränderungen in den realen Wirklichkeiten zu erreichen, denen sie sich auf diese Weise permanent entziehen können.

Eine Überlegung zur Behandlung: (Folie) So wie eine Phobie nur erfolgreich behandelt werden kann, wenn der Patient die Angst machende Situation wieder aufsucht, müsste während einer psychoanalytischen Behandlung solcher Störungen vom kindlichen oder jugendlichen Patienten - zumindest zeitweilig - auf den „Tranquilizer Computer“ verzichtet werden, um erfolgreich psychoanalytisch arbeiten zu können (Hopf, 2007, S. 52).

Weil sie mit Bewegungsunruhe in sozialen Bezügen stören, werden Jungen häufiger psychotherapeutisch behandelt. Jungen und Mädchen mit einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8) oder ADS, kommen seltener in eine psychotherapeutische Behandlung, weil sie kaum externalisierende Symptome entwickeln und sozial eher unauffällig bleiben und diese Kinder – zumindest begrenzt - symbolisierungsfähig sind. Darum bereiten sie auch keine so großen behandlungstechnischen Herausforderungen wie Patienten mit externalisierenden Störungen.

Überlegungen zur Behandlungstechnik

  • Kinder und Jugendliche mit externalisierenden Störungen greifen Raum und Rahmenbedingungen an und suchen sie zu zerstören. Desgleichen finden ständige Angriffe auf das Denken des Therapeuten statt mit nachfolgenden Aufmerksamkeitsstörungen und länger anhaltenden Zuständen von Verwirrung. Gegenübertragungen sind nur schwer zu kontrollieren und auszuhalten. Arbeiten am inneren Raum, an der Symbolisierungs- und Mentalisierungsfähigkeit, an Beziehung und der Übertragung, sind daher von großer Bedeutung. Eine „Verwörterung“ von Gefühlen steht im Zentrum der Behandlung.
  • Kinder mit der Diagnose ADHS haben neben Symbolisierungsstörungen so gut wie immer Spielstörungen. Ihr Spiel kann regelmäßig aus der Kontrolle geraten und den Als-ob-Charakter verlieren, es kann konkretistisch, real, auch zerstörerisch werden. Blitzartig können Impulsdurchbrüche erfolgen. Reale Destruktionen dürfen jedoch nicht zugelassen werden.
  • Schon wegen der meist schweren Symbolisierungs- und Spielstörungen, sollte eine psychoanalytische Behandlung möglichst hoch frequent erfolgen (vgl. auch Borowski, D., Bovensiepen, G., Dammasch, F., Staufenberg, H., Streeck-Fischer, A., 2009). Ist das nicht möglich, kann auch niederfrequent tiefenpsychologisch an der Ich- und der Selbst-Struktur gearbeitet werden.

Zum Abschluss will ich kurz von der Frankfurter ADHS-Studie von Marianne Leuzinger-Bohleber berichten.

Marianne Leuzinger-Bohleber und ihre Mitarbeiterinnen haben mittels eines Forschungsdesigns psychoanalytische Behandlungen ohne Medikation mit verhaltenstherapeutischen Behandlungen ohne und mit Medikation verglichen. Das Projekt hat sieben Jahre gedauert: Die psychoanalytischen Behandlungen waren ebenso wirksam wie die verhaltenstherapeutischen, die teilweise zusätzlich  mit Methylphenidat behandelt wurden! Damit wurde nachgewiesen, dass den Symptomen der ADHS unbewusste Konflikte und strukturelle Defizite zugrunde liegen.

Psychoanalytische Therapien sind hochwirksam.

Bestätigt werden konnte auch, was von Autorinnen und Autoren der Vergangenheit immer wieder betont wurde: Klinisch-ätiologisch handelt es sich bei Kindern mit einem ADH-Syndrom um keine homogene Gruppe. Für den praktizierenden Kinderanalytiker ist zudem aufschlussreich, welche Belastungsfaktoren und –konstellationen vorliegen und den Schweregrad eine Behandlung bestimmen können. Der am häufigsten aufgetretene biologische Risikofaktor betrifft alle Arten von prä-, peri- und postnatalen Stressoren. Bei den psychosozialen Risikofaktoren ist am häufigsten Alleinelternschaft sowie ein Aufwachsen ohne väterliches Gegenüber festzustellen. Hinzu kommen unverarbeitete Trennungstraumata und Beziehungsabbrüche. Diese Befunde werden kaum einen Kinderanalytiker überraschen.

Ich konnte zudem als Gutachter in den vergangenen Jahren beobachten, dass zu frühe und unvorbereitete Unterbringung (in den ersten 12 Lebensmonaten) in einer nicht ausreichend ausgestatteten Kinderkrippe ebenfalls ein erheblicher Risikofaktor bei Jungen sein kann.

Jetzt wird Evelyn Heinemann fortfahren und über weitere Untersuchungen sowie über pädagogische Fragestellungen berichten. (Folie) Danke schon jetzt für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Unruhe in Familien – eine Gesellschaft am Limit?

Geschrieben von Neraal, Terje.

Biologisierung und Medikalisierung zwischenmenschlicher Probleme – was macht das mit den Einzelnen und den Familien?

Als die Kollegen von der Kongress-Leitung – Herr Brosig und Herr Möhring – vor einer Woche an mich herantraten mit der Frage, ob ich für den durch private Belange verhinderten Professor Türcke „einspringen“ könnte, fühlte ich mich einerseits durch dieses in mich gesetzte Vertrauen geehrt. Andererseits würde es für  mich einen ziemlichen Stress bedeuten, innerhalb weniger Tage einen neuen Text zu verfassen.

Ich habe schließlich zugesagt, weil ich sehen wollte, ob ich eine solche zeitlich begrenzte Herausforderung bewältigen könnte. Nicht ohne die Angst und den Druck zu verspüren, am Ende als Versager da zu stehen.

"ADHS" - Verhaltensstörungen als Sinnantworten des Individuums

Geschrieben von Wenke, Matthias.

"ADHS": Unruhige Kinder versus beunruhigte Kinder

Ich möchte nicht die zur Genüge verbreiteten populärmedizinischen Aussagen über das Phänomen "ADHS" vervielfältigen, die immer völlig ohne empirische Grundlage die Existenz einer angeblich "vererbten Gehirnkrankheit" behaupten. Stattdessen möchte ich bewusst eine ganz andere Geschichte erzählen, die den Vorkommnissen im Zusammenhang mit unruhigen Kindern einen plausibleren Sinn gibt und auch wissenschaftlich auf dem neueren Stand ist. Hier wird klar, wie unsere Vorannahmen, Konzepte und Begriffe, die wir für wahr halten bestimmen, was wir für wahr nehmen:

Von einem modernen Mythos, und wie man damit nebenwirkungsfrei umgeht...

Geschrieben von Geue, Hubert.

„Oje, noch ein Aufsatz zum allgegenwärtigen AD(H)S-Thema“ mag der geneigte Leser denken, der mehr oder weniger motiviert die zeitgenössische Literatur zum Thema durchkämmt, um.... ja um was?

 In der Regel, um endlich zu verstehen, was es mit dieser mysteriösen Erkrankung auf sich hat, oder um endlich einmal wirksame Hilfe – möglichst nebenwirkungsfrei - zu finden. Hilfe, die neben dem üblichen Verschreiben von Stimulanzien (Ritalin, Medikinet etc.) oder anderen Psychopharmaka, sein Kind in die Lage versetzt, endlich mit seinen Klassenkameraden oder Altersgenossen mithalten zu können.

Wider eine Biologisierung kinderpsychiatrischer Phänomene

Geschrieben von Schmid, Johannes.

Anhand kinderpsychiatrischer Diagnosestellungen lässt sich eine zunehmende Biologisierung der Psychiatrie erkennen, die auf Kosten ihrer Humanisierung geht. Wie das Beispiel des ADHS zeigt, werden «Verhaltensabweichungen» nur noch vor dem Hintergrund sogenannt hirnorganischer Störungen betrachtet: ADHS sollte das Resultat einer genetisch bedingten Stoffwechselstörung sein.

Erregte Zeiten, unaufmerksame und hyperaktive Kinder

Geschrieben von Ahrbeck, Bernd.

Psyche, 2008, 62(7), 693-713

Übersicht: Hyperaktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen nehmen in einer Zeit zu, in der sich die Lebensverhältnisse immer stärker be- schleunigen, Zeitverknappung und Reizüberflutung weite Teile des Alltagslebens bestimmen. Den sich schnell verändernden kulturellen Rahmenbedingungen wird nachgegangen und gezeigt, dass erstaunliche Analogien zwischen einer in wichtigen Segmenten erregten Gesellschaft und der inneren Problematik hyperaktiver und aufmerksamkeitsgestörter Kinder existieren. Aufgrund einer unzureichenden Symbolisierungsfähigkeit transformieren diese Kinder ihre inneren Spannungen in direkte Aktionen.

Die Tränendrüsen-Sekretions-Dysfunktion (TDSD)

Geschrieben von Wenke, Matthias.

 

Stellen Sie sich bitte einmal vor, ihr geliebter Lebenspartner würde sterben. Sie trauern sehr intensiv und weinen selbstverständlich auch ziemlich häufig. Sie möchten sich gerne einige Tage krank schreiben lassen, um die schlimmste Zeit des Verlustes zu überstehen und wieder zu sich zu kommen. Ein Bekannter empfiehlt Ihnen einen Arzt, der sich "mit Sowas" auskennt. Sie lassen sich einen Termin geben.

Besagter Arzt weiß nichts von Ihrem Trauerfall und fragt Sie auch nicht nach Ihrem Lebenshintergrund.

Anpassung und Leistung durch Medikamente? Arzneimittelkonsum von Kindern und Jugendlichen im Schulalter

Geschrieben von Voß, Reinhard.

Wer in dieser unserer bundesdeutschen Gesellschaft erfolgreich sein will, der muß "fit sein", "gut drauf" sein, "funktionieren" und vor allen Dingen, er muß "Leistungen erbringen". Dieses lernen Kinder sehr früh, früher als in vergangenen Generationen, aller Orten und mit mehr Nachdruck. Eine aggressiv werbende Pharmaindustrie, eine große Gruppe bedenkenlos verschreibender Ärzte, eine steigende Zahl von Eltern und Lehrer, die mit Medikamenten Leistung und/oder Anpassung ihrer Kinder sichern wollen und ein mehr und mehr schwindendes Gesundheitswissen in unserer Bevölkerung fördern den Arzneimittelge- und -mißbrauch der Kinder im Schulalter.

Alecs Geschichte [aus The Ritalin Fact Book]

Geschrieben von Breggin, Peter.

 

Übersetzung aus dem Englischen H.-R. Schmidt. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Alecs Reise durch die medikamentenorientierte biologische Psychiatrie wird vielen Eltern, die ihre Kinder bei ähnlichen Erlebnissen begleiteten, unheimlich bekannt vorkommen. Geschichten wie diese werden in der modernen Psychiatrie leider immer alltäglicher. Sie beleuchten lebendig und schmerzhaft die Gefahren psychiatrischer Diagnosen und der medikamentösen Behandlung von Kindern.

Pränatale Prägung und ADHS. Bindung und Verhalten im präverbalen Raum.

Geschrieben von Lüdin, Cyril.

Seit bald drei Jahrzehnten beschäftige ich mich in meinem Praxisalltag mit verhaltensoriginellen Kindern und deren Eltern. Als Vater eines Adoptivkindes mit diversen Wahrnehmungsproblemen wurde mir das Leiden aus der Sicht des Kindes bewusst. Schmerzlich war das Gefühl der Hilflosigkeit als Vater, das dauernde Korrigieren von speziellen Verhaltensmustern. Wichtig wurde für mich als Pädiater die Arbeit mit den Eltern. Schule, Elternhaus, Kinderarzt und ein immenses Netz an therapeutischen Einrichtungen ergänzen sich im optimalen Fall, ansonsten dreht sich alles im Kreis. Ich versuchte, die Ursachen der Fehlentwicklungen zu hinterfragen. Meinen Fokus richtete ich speziell auf das Zusammenspiel von psychosozialer Bindung und Gehirnentwicklung.

(De)Constructing ADHD. Critical Guidance for Teachers [Buchrezension]

Geschrieben von Herz, Birgit.

Linda J. Graham (Ed.): (De)Constructing ADHD. Critical Guidance for Teachers and Teacher Educators, New York u.a.: Peter Lang, 2010 (Band 9 der »Disability Studies in Education«, Gesamtherausgeber: Susan L. Gabel and Scott Danfort), 244 Seiten, 22, 70 Euro

Für die auch in der Bundesrepublik Deutschland kontrovers geführte wissenschaft- liche Auseinandersetzung über das Phänomen ADHS dürfte es von fachlichem Interesse sein, sich über den aktuellen Forschungsstand in Großbritannien, Austra- lien, Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika zu informieren.

Erziehung und Ritalin - oder: Pädagogik als Human Enhancement?

Geschrieben von Damberger, Thomas.

 

I. Krumme Hölzer gerade machen

Im Jahre 1784, also drei Jahre vor seiner letzten Pädagogik-Vorlesung, erscheint Immanuel Kants Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. Im sechsten Satz können wir Folgendes nachlesen: „[A]us so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden. Nur die Annäherung zu dieser Idee ist uns von der Natur auferlegt.“ (Kant [1784] 1838, 325). Von welcher Idee ist hier die Rede? Was Kant so treffend als „ganz Gerades“ bezeichnet, können wir als das Gegenteil dessen verstehen, was wir selbst sind.

Krauses Zeug - Sigmund Freud und ADHS

Geschrieben von Schmidt, Hans-Reinhard.

Wussten Sie schon, dass Sigmund Freud mehr über ADHS gewusst hat als all seine Schüler und Nachfolger? Wenn Sie ein einigermaßen kundiger Psychoanalyse- Anhänger sind, dann stutzen Sie jetzt sicherlich, gibt es doch von Anfang an einen grundsätzlichen Dissens zwischen Psychoanalyse und ADHS. Während die Psychoanalyse die psychischen Verarbeitungsmechanismen menschlicher Erfahrungen thematisiert, beharrt die ADHS-Forschung nach wie vor auf einer kausal genetischen, also erfahrungsunabhängigen Verursachung. Und der gute alte Sigmund habe dies angeblich schon vorhergesehen. Soll man das wirklich glauben?

Das hyperaktive Kind, die multimodale Therapie und die evidenzbasierte Medizin

Geschrieben von Ahrbeck, Bernd.

Zusammenfassung: Hyperaktive und aufmerksamkeitsgestörte Kinder ziehen Erwachsene durch ihre ungerichtete Getriebenheit in ihren Bann und erzwingen eine fast permanente Aufmerksamkeit, die jedoch kaum eine Möglichkeit zu Besinnung und gemeinsamer Sinnfindung lässt. Die daraus resultierenden persönlichen und sozialen Belastungen sind beträchtlich. Um eine Entlastung zu erreichen gilt die multimodale Therapie als ultima ratio. Als technologisches Veränderungskonzept setzt sie auf die medizinische und psychologische Reparatur eines Defizits, das mit der Innenwelt des Kindes sehr wenig zu tun hat.

Kritische Thesen zur psychiatrischen Diagnose AD(H)S

Geschrieben von Rühling, Helga.

  1. Die inflationäre Vergabe der AD(H)S-Diagnose stellt eine unzulässige Reduktion gesellschaftlicher Probleme auf individuelle kindliche Störungen dar und verhindert notwendige schulische Reformen. Je nach Bewertung werden inzwischen bis zu 17% einer Schulklasse als aufmerksamkeitsgestört betrachtet. In manchen Kindereinrichtungen haben bereits bis zur Hälfte aller Kinder mit der AD(H)S-Diagnose zu tun bekommen.
  2. Kinder, die sich nur an wenige Regeln halten, innere und äußere Unruhe verbreiten, sind zunächst eine pädagogische Herausforderung.
  3. Impulsivität und Bewegungslust sind ursprüngliche kindliche Bedürfnisse. Durch Erziehung lernen Kinder, ihre Bedürfnisse durch soziales Verhalten zu kontrollieren.

ADHD und Missbrauch bei der Verschreibung von Psychopharmaka an Minderjährige [Italienische Konsenserklärung]

Geschrieben von Ajmone, Claudio.

In Italien hat sich sehr Erfreuliches getan. 371 Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen und aus 125 Institutionen mit  220 000 Mitgliedern haben inzwischen eine Anti-ADHS-Konsenserklärung signiert. Konferenz ADHS wird sich dafür einsetzen, dass auch in Deutschland eine solche Konsenserklärung beschlossen werden kann. Helfen Sie bitte mit! Wir werden demnächst einen entsprechenden Textvorschlag machen, an dem Sie mitarbeiten können und den wir dann zur Mitsignierung deutschlandweit verbreiten werden.

Keine Pillen für den Zappelphilipp [Vorwort zur erweiterten Neuauflage]

Geschrieben von Voß, Reinhard.

Liebe Leserin, lieber Leser, "Keine Pillen für den Zappelphilipp" war und bleibt unser Appell (der der Mutter und der des Pädagogen) gegen den Medikamentenmißbrauch im Kindesalter. Nicht die Medikation an sich - auch nicht die mit Ritalin - sondern immer nur der Mißbrauch stellt die große Herausforderung an Ärzte und Psychologen, an Lehrer und Erzieher und an betroffene Eltern dar. Der Mißbrauch läßt sich wie folgt beschreiben:

Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther

Geschrieben von Hüther, Gerald.

  1. Herr Hüther, Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass die Langzeitmedikation mit Methylphenidat bei Kindern mit einem normalen dopaminergen System möglicherweise zu Schäden führen könnte. Ihre Kritiker halten Ihnen nun vor, dass Sie Ihre Untersuchungen bei 5 Ratten unzulässig verallgemeinern und die Öffentlichkeit grundlos verunsichern. Wie sehen Sie das?

Gedanken zur Frankfurter ADHS-Wirksamkeitsstudie

Geschrieben von Lüdin, Cyril.

Zu keiner Zeit habe ich daran gezweifelt, dass analytische Psychotherapien nicht wirksam seien, doch mit einem solch eindeutigem empirischem Ergebnis hat wohl kaum jemand rechnen können: Die psychoanalytischen Behandlungen waren ebenso wirksam wie die verhaltenstherapeutischen, die teilweise noch mit Methylphenidat behandelt wurden! Damit wird zudem nachgewiesen, dass den Symptomen der ADHS unbewusste Konflikte und strukturelle Defizite zugrunde liegen.

SIT und die Individualpsychologie Alfred Adlers - Fremde oder alte Verwandte?

Geschrieben von Wenke, Matthias.

Zuallererst möchte ich meinen hohen Respekt vor Michael Bienes Leistung ausdrücken, die in der Schaffung der zugleich breiten und tiefen Systemischen Interaktionstherapie liegt. Hier vereinigen sich mehrere historische Entwicklungsstränge bewährter psychotherapeutischer Schulen mit reichhaltigen praktischen Erfahrungen des Begründers selbst zu einer innovativen, ganz real erlernbaren und wohl nicht nur in der Jugendhilfe konkret anwendbaren Methode. Man kann den Wert eines sowohl theoretisch fundierten als auch praktisch am Wohl von Eltern und Kindern und der Gemeinschaft ausgerichteten therapeutischen Ansatzes gar nicht hoch genug schätzen.

Plädoyer für das Abschaffen von ADHS [Audio]

Geschrieben von Schmidt, Hans-Reinhard.

Plädoyer für das Abschaffen von ADHS

Vortrag auf der Tagung "Ra(d)tschlag ADHS" in Erftstadt am 18.05.2012

 

(Audio-Mitschnitt, 53 Minuten)

ADHS: Diagnose statt Verständnis

Geschrieben von Wenke, Matthias.

„ADHS – eine mittlerweile weit verbreitete, quasipsychiatrische Diagnose. Sie dient den beteiligten Eltern, Ärzten und Lehrern häufig dazu, bedrohlich erscheinendes Verhalten von Kindern zu etikettieren und den Anschein wissenschaftlicher Beherrschbarkeit zu erzeugen: Man hat lieber kranke als unglückliche Kinder.“

Peter Schipek: ADHS – kaum jemand kennt diese vier Buchstaben nicht. Sie sind ein geläufiges Kürzel für ein Krankheitsbild geworden. Aber stimmt es denn überhaupt, dass ADHS eine Krankheit im medizinischen Sinne ist?

„ADHS“ - unaufmerksame Einheitsdiagnose für Alles?

Geschrieben von Wenke, Matthias.

Eröffnungsvortrag zum 6. ADHS-Symposium im Kinderzentrum Schwerin am 18.Oktober 2008

1. Zwei Perspektiven: Unruhige Kinder oder beunruhigte Kinder

Guten Morgen. Ich möchte in meinen heutigen Beitrag nicht die populären Aussagen über das Phänomen "ADHS" vervielfältigen, sondern bewusst einen anderen Horizont öffnen. Lassen Sie mich dazu mit einer kurzen Geschichte beginnen, die zeigt, wie unsere Voran- nahmen, Konzepte und Begriffe, die wir für wahr halten bestimmen, was und wie wir wahrnehmen:

Stellen Sie sich bitte einmal vor, in Ihrem Leben geschähe etwas sehr Trauriges, Sie würden beispielsweise von Ihrem Partner verlassen oder ein Ihnen nahestehender Mensch stürbe.

Diagnose statt Verständnis: Die „Krankheit ADHS“ als kulturelles Artefakt. Eine phänomenologische Annäherung

Geschrieben von Wenke, Matthias.

 

Das sogenannte „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperkinese-Syndrom“ (ADHS) wird in alamierendem Ausmaße immer mehr Kindern zugeschrieben. Es lässt sich zeigen, dass diese Diagnose als kulturelles Artefakt die Biologisierung und Individualisierung der Folgen sozialen Wandels übernimmt. Die Analyse des Diskurses um „ADHS“ enthüllt einen Biologismus in Medizin, Pädagogik und Psychologie. Alternativ wird die Phänomenologie Husserls und Merleau-Pontys als tragfähiges Theoriefundament für einen existenziellen und hermeneutischen Zugang zu menschlichem Verhalten skizziert.

Welche Rolle spielen Ergebnisse der Hirnforschung bei der AD(H)S- Problematik?

Geschrieben von von Lüpke, Hans.

Zusammenfassung: Das Konzept vom AD(H)S als medizinisch definiertem „Syndrom“ im Sinne einer Stoffwechselstörung des Gehirns mit seinen weitreichenden Konsequenzen - etwa für eine medikamentöse Therapie - wird weiterhin aufrecherhalten, obwohl die neuere Hirnforschung keine Grundlage dafür bietet. Die Rolle von Ergebnissen der Hirnforschung für die AD(H)S – Problematik muss daher auf einer erweiterten erkenntnistheoretischen Grundlage diskutiert werden. Beispiele zeigen mögliche daraus resultierende Konsequenzen.

Von Zappel-Philippen und anderen Derwischen

Geschrieben von Gerspach, Manfred.

Neulich begegnete mir in einem Restaurant das typische ADS-Kind: ein kleiner Junge von vielleicht acht Jahren, der nicht still sitzen bleiben konnte, sondern unter den Tischen und Bänken herumkrabbelte (vgl. Gerspach 2002, 157 ff). Erst die strenge Ermahnung seines Vaters brachte ihn für einen kurzen Moment zur Raison. Dabei fiel auf, dass die Eltern sich ihrem Kind nicht wirklich zu-wandten, sondern in ein Gespräch vertieft waren. Nur ab und zu gab es eine unwillige Bemerkung in Richtung des sich langweilenden Kindes.

Kritische Anmerkungen zu den bei ADHD-Kindern beobachteten neurobiologischen Veränderungen und den vermuteten Wirkungen von Psychostimulantien (Ritalin)

Geschrieben von Hüther, Gerald.

Vor allem mit Hilfe bildgebender Verfahren ist es in den letzten Jahren gelungen, eine ganze Reihe charakteristischer Veränderungen verschiedener neurobiologischer Parameter im Gehirn von ADHD-Patienten nachzuweisen. Diese „Anomalien“ werden häufig als biologisches Substrat der Erkrankung betrachtet und in eine neurobiologisch begründete Argumentationskette eingereiht, die bei einer genetisch bedingten Defizienz der dopaminergen Signalübertragung beginnt und bei der Notwendigkeit zur Korrektur dieses Defizits durch Ritalin-Behandlung endet.

"ADHS" – Biologisch gestört? Bewegung ist Bewusstsein

Geschrieben von Wenke, Matthias.

Ein individualpsychologischer Blick auf Körper, Geist, Empathie und Diagnostik. Vortrag am FB Sozialwesen der Fachhochschule Münster am 20. Juni 2018 

1. Im Anfang war Bewegung

Der Begründer der Individualpsychologie Alfred Adler führt uns eine fundamentale Wahrheit vor Augen: "Das Leben des Menschen ist das Leben eines sich bewegenden Wesens (…). Eine Pflanze ist fest verwurzelt; sie bleibt an einem Ort und kann sich nicht fortbewegen. Es wäre deshalb eine große Überraschung zu entdecken, dass eine Pflanze Geist hat.

Mich beunruhigen die unruhigen Jungen [Dankesrede, Diotima-Ehrung]

Geschrieben von Hopf, Hans.

Sehr geehrter Präsident Prof. Richter, liebe Gisela und liebe Kinder, lieber Wolfgang, liebe Weggefährten und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr verehrte Anwesende.

Herr Prof. Richter, ich danke Ihnen für Ihre freundlichen und ehrenden Worte. Ich bin sehr berührt und bewegt, seit ich weiß, dass ich den Diotima-Ehrenpreis bekommen werde und natürlich begleiten mich Sorgen und Zweifel, ob ich seiner würdig bin. Das haben jedoch andere entschieden, so will ich diesen Menschen danken, die mich dazu vorgeschlagen haben und meine Tätigkeiten über die vielen Jahrzehnte als ausreichenden Grund für den Preis gesehen haben.

Das Verstehen von Kindern mit ADHS-Diagnose

Geschrieben von Gerspach, Manfred.

Vortrag auf der Tagung Rad(t)schlag AD(H)S vom 16.- 19.5.2012 in Erftstadt

1. Zeitdiagnose

Bei 600 000 Kindern wird in Deutschland ADHS diagnostiziert, Tendenz weiter zunehmendend. Landesweit stieg der Verbrauch des Wirkstoffes Methylphenidat laut Bundesopiumstelle zwischen 1993 und 2010 von 34 kg auf 1,8 Tonnen um das 52-fache an (vgl. www.gesundheitlicheaufklaerung.de; www.deutsche-apotheker-zeitung.de). Die  Zahl der verordneten Tagesdosen von Methylphenidatpräparaten hat sich seit 1990 auf ca. 50 Millionen Dosen, d.h. um mehr als das 150-fache erhöht (vgl. www.barmer-gek.de).

Mein Kind hat ADHS? Das gibt's doch nicht!

Geschrieben von Schmidt, Hans-Reinhard.

Eltern unruhiger, unaufmerksamer oder besonders lebhafter Kinder hören heute immer öfter Ratschläge wie : "Lass ihn doch mal auf ADHS testen." Oder: "Meiner war auch so, aber seit wir endlich die Diagnose ADHS haben und er Ritalin nimmt, ist es viel besser in der Schule mit ihm geworden." Oder: "Ich kann einen Arzt empfehlen, der bei ADHS kompetent ist und Ritalin verschreibt. Geh doch auch mal zu ihm (aber rasch, denn er hat sehr lange Wartezeiten!)".

ADHS, das Kürzel für "Aufmerksamkeits-Defizitstörung mit (oder ohne) Hyperaktivität", ist mittlerweile zur am häufigsten gestellten kinderpsychiatrischen Diagnose geworden.

Die ADHS-Problematik hat eine lange Geschichte

Geschrieben von von Lüpke, Hans.

Zusammenfassung: Eine ausschließlich an medizinischen Kriterien orientierte Diagnostik der ADHS-Problematik vernachlässigt die psychodynamischen Aspekte und und bietet wenig Möglichkeiten für prophylaktische Maßnahmen. Im vorliegenden Beitrag wird ein Entwicklungskonzept vorgestellt, das die Wechsleseitigkeit der Beziehungen als grundlgendes Entwicklungselement von der Schwangerschaft an thematisiert. Dabei wird Bezug genommen auf Vorstellungen von Stern („Gefühl der Urheberschaft“, „Abstimmung“) und Winnicott („Raum der Möglichkeiten/Fähigkeiten“). Zur Ausbildung von Empathie und der

Der Dialog in Bewegung und der entgleiste Dialog. Beiträge aus Säuglingsforschung und Neurobiologie

Geschrieben von von Lüpke, Hans.

Zusammenfassung: Ausgehend vom Dialogmodell (Milani Comparetti) geht es zunächst um neuere Konzepte aus der Säuglingsforschung und dabei um die Entwicklung einer Affektkontrolle auf der Grundlage von Modellen der Bindungsforschung. Aus dem aktuellen Stand der Kenntnisse über Kompetenzen des Säuglings bis hin zur triadischen Kommunikation ergibt sich eine Erweiterung des Dialogkonzepts im Sinne einer lebenslangen Struktur, in der auch Störungen entwicklungsfördernd sein können. Es folgt eine Diskussion der strukturierenden Rolle des frühen Dialogs auf unbewusste Prozesse als Vorbedingung für Kommunikation.

Kritik der internationalen Konsenserklärung zur ADHS

Geschrieben von Timimi et al..

Kritik der internationalen Konsenserklärung zur ADHS: Die Autoren fragen sich und uns zunächst, warum bedeutende Psychiater und Psychologen um Barkley eine Erklärung beschließen, die die freie Diskussion über Sinn und Unsinn der weitverbreiteten Diagnose und medikamentösen Behandlung von ADHS unterbinden will. Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse zu ADHS so eindeutig seien wie behauptet, bräuchte es doch eigentlich gar keine solche Konsenserklärung.

Vorgeburtliche Bindungserfahrungen - Konsequenzen für die Interpretation und Begleitung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten

Geschrieben von von Lüpke, Hans.

Kontinuitätüber die Geburt hinaus: Mütter, die mehrere Kinder geboren haben, bemerken bei ihren Kindern Verhaltensweisen, die sie schon während der Schwangerschaft als charakteristisch und anders als bei den Geschwistern wahrgenommen hatten. "So hat er mich schon vor der Geburt in die Leber getreten", könnte etwa eine Beinbewegung auf dem Wickeltisch kommentiert werden. Die Vorstellung von der Kontinuität der vor- und nachgeburtlichen Entwicklung findet sich  darüber hinaus quer durch die Zeiten und Kulturen.

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«Wir sind ein Zusammenschluss von namhaften Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen, die sich für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ADHS einsetzen.»

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